In Saarbrücken geboren, in Marburg studiert, lange Jahre im Köln-Bonner Raum gelebt. Das war früher. Und heute? Städtereisen, Urlaubsreisen, Wellness, Besuch bei der Familie und Freunden - Europa ist für mich ein Ziel für viele Gelegenheiten. / City tours, holidays, wellness, visiting family and friends - nowadays I travel to and in Europe for many reasons.

Sonntag, 2. Oktober 2016

Türkische Hochzeit: Bewilligungsbesuch, Versprechen und Verlobung

Traditionell gibt es bei der Anbahnung einer Eheschließung in der Türkei mehrere Stationen:
  1. Bewilligungsbesuch (offizielles "Um-die-Hand-anhalten")
  2. Versprechen
  3. Verlobung
  4. Henna-Abend
  5. Hochzeit 
Wer hierzu mehr lesen möchte, kann sich unter Brauchwiki - Türkische Hochzeit schlau machen.

Heutzutage ist der Ablauf im Vorfeld einer türkischen Hochzeit nicht mehr ganz so strikt wie früher einmal. Die zukünftigen Eheleute kennen sich ja i.d.R. auch schon eine Weile, die Familien u.U. ebenfalls, sodass es durchaus sein kann, dass Bewilligungsbesuch (kiz isteme, je nach Region muss man übrigens bis zu 7 x um die Braut bitten!), Versprechen (söz kesme) und Verlobung (nisan) im Rahmen einer einzigen Veranstaltung stattfinden.

So auch gestern bei uns!!!

Aber ganz und gar kann man natürlich nicht auf die Traditionen verzichten. Im Folgenden die Kurzfassung des gestrigen Abends.

Um 19 Uhr sollte die Feier beginnen, wir waren pünktlich. Vor dem Haus meiner zukünftigen Schwiegertochter warteten ihr Vater und ein weiterer männlicher Verwandter, um uns zu begrüßen. Bereits die Eingangstür war geschmückt:


In der Wohnung trafen wir auf die Mutter, die Geschwister und deren Ehepartner und natürlich die Hauptperson: die Freundin meines Sohnes, die ja bereits vor ein paar Wochen seinen Heiratsantrag angenommen hatte (mehr dazu hier). Aber heute galt es, das ganze offiziell zu machen!

Nach der Begrüßung überreichten wir, die Eltern des Bräutigams, die traditionellen Mitbringsel: Schokolade in einer Silberschale und Blumen. Dann nahmen wir Platz und plauderten höflich für ca. 15 - 20 Minuten. In der Zwischenzeit bereitete meine Schwiegertochter in spe einen türkischen Kaffee für alle Anwesenden zu. In den Kaffee meines Sohnes gab sie dabei, wie es sich gehört, eine Extra-Portion Salz. Mein Sohn trank dieses Gebräu tapfer aus, schließlich zeigte er damit, dass er bereit ist, alles für seine Zukünftige zu tun. Danach überreichten wir die für die Brauteltern mitgebrachten Geschenke. Hier reichen heute übrigens Kleinigkeiten, denn diese Geschenke haben mittlerweile eher symbolischen Charakter.


Dann war es Zeit, dass der Vater meines Sohnes die traditionelle Bitte an den Vater meiner zukünftigen Schwiegertochter vortrug: "Mit Erlaubnis Gottes und mit Einwilligung des Propheten bitte ich im Namen meines Sohnes um die Hand deiner Tochter." (Allahin emri peygaberin kavli ile kizinizi oglumuza istiyoruz.) Nach dem ebenfalls traditionellem, kurzen Zögern kam dann die erhoffte Antwort: "Wenn unsere Kinder es so wollen, soll es ihnen Glück bringen." Alles gut, große Erleichterung :-)

Danach war es an meinem Sohn, sein Versprechen abzugeben: Er verkündete, dass er seine Zukünftige als Frau fürs Leben nimmt. Ab jetzt gibt es kein Zurück :-)

Anschließend wurden die Ringe, die wir mitgebracht hatten, getauscht. Zunächst waren sie mit einer roten Seidenschnur verbunden, die aber, nachdem wir uns alle gegenseitig beglückwünscht hatten, durchtrennt wurde.


Jetzt wurde die Braut von allen Gästen mit Schmuck beschenkt. Auch mein Sohn ging nicht leer aus: Er bekam Gold und Geld (Taki). Und dann wurde erst mal fotografiert, die Motive waren natürlich das Paar und Gruppenfotos in den unterschiedlichsten Zusammensetzungen.


Wir stießen mit Sekt auf die frisch Verlobten an und dann gab es leckere türkische Spezialitäten, natürlich alle selbst zubereitet.


Zeit für die Verlobungstorte. Ein kleines Kunstwerk! Und die Füllung aus Schokoladenstückchen und karamelisierten Nüssen war göttlich!


Nachdem der Kuchen von den Brautleuten feierlich angeschnitten, an alle verteilt und gegessen war und die Gäste ihren Tee ausgetrunken hatten, wurde es allmählich Zeit sich zu verabschieden. Jeder Gast bekam an der Tür von der Familie der Braut ein Geschenk überreicht: ein Handtuch, eine Flasche Eau de Cologne, ein Duftsäckchen und für die weiblichen Gäste noch ein Spitzentuch. Alles liebevoll zu einem Paket verschnürt. Auch das ist Brauch, allerdings habe ich nicht verstanden, worauf dieser Brauch zurückzuführen ist.

Es war ein aufregender und wunderschöner Abend! Man hat mir gesagt, dass er für die Brauteltern noch lange nicht zu Ende war. Denn nachdem wir - die Gäste von der Seite des Bräutigams - uns verabschiedet hatten, kamen wohl noch alle Verwandten der Braut, die es einrichten konnten, vorbei, um zu gratulieren.

Wie es mit dem Ablauf der türkischen Hochzeit weiterging? Die Hochzeit fand im August des Folgejahres statt. Hier habe ich darüber berichtet.







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